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\\. Athen und sein Gesetzgeber Solon. 594 v. Chr.
1. Kodrus' Opfertod. Neben Sparta war Athen in Griechenland der wichtigste Staat. In früherer Zeit herrschten in Athen Könige. Der letzte von ihnen war der sagenhafte Kodrns. Zu seiner Zeit fielen die Dorier in das athenische Gebiet ein, und es kam zum Streite. Das delphische Orakel hatte den Doriern versprochen, sie würden siegen, wenn Kodrus nicht getötet würde. Das erfuhr Kodrus. Da beschloß er, sich für sein Land zu opfern. Er verkleidete sich als Landmann und ging ins feindliche Lager. Hier fing er mit einem Dorier Streit an und ward von ihm erschlagen. Bald wurde feine Leiche erkannt, und die Dorier zogen ab. Die Athener aber sagten: Nach einem solchen Könige ist kein Sterblicher mehr würdig, das Zepter zu führen. Sie schafften die Königswürde ab und errichteten einen Freistaat. An die Spitze desselben stellten sie den ältesten Sohn des Kodrus, der den Titel Archon (— Regierer) führte. Später wurden statt des einen Archonten neun angestellt.
2. Drakon. Mit der Zeit sank das Ansehen der Archonten, und es trat Unordnung in Athen ein. Die Reichen unterdrückten vielfach die Armen; diese empörten sich, und so entstanden Unruhen und Kämpfe im Innern. Um diesen Zuständen ein Ende zu machen, trat der Archon Drakon als Gesetzgeber aus. Aber seine Gesetze waren sehr streng.
„Denn beinahe für sämtliche Verbrechen war nur eine einzige Strafe festgesetzt: der Tod. Lin Mensch, der nur des Müßiggangs schuldig befunden wurde, mußte sterben. Wer Gartengemiise oder Gbft gestohlen hatte, verfiel ganz der nämlichen strafe wie ein Tempelräuber und Mörder. Deshalb gefiel es nachher sehr, als einmal einer sagte, daß Drakon seine Gesetze nicht mit Tinte, sondern mit Blut geschrieben habe." (piutarch, griechischer Geschichtsschreiber.)
Diese furchtbare Strenge aber half nichts. Die Verbrechen nahmen trotzdem zu.
3. Solon. Da trat Solon in Athen ans und legte durch weise Gesetze den Grund zu Athens Macht und Größe. Er stammte ans dem Geschlechte des Kodrus und war ein vermögender Kaufmann. Wegen seiner hohen Bildung zählte man ihn zu den sieben Weisen Griechenlands. Sein Wahlsprnch war: „Nichts zu viel!" Die wichtigsten seiner Gesetze und Staatseinrichtungen sind folgende:
a. Linderung der Not der Schuldner. Zuerst linderte er die Not der Schuldner. Diese konnten damals, wenn sie ihre Schulden nicht bezahlten, von dem Gläubiger als Sklaven verkauft werden. Solon hob diese Schuldknechtschaft auf. Er setzte auch die hohen Zinsen herab und führte, um den Schuldnern die Rückzahlung zu erleichtern, eine neue Geldwährnng ein. Aus 73 alten Drachmen*) ließ er 100 neue prägen und zwang die Gläubiger, die neue, leichtere Münze zum vollen Werte anzunehmen. Dadurch gewannen die Schuldner, indem sich ihre alte Schuld um mehr als ein Viertel verringerte. Die Reichen verloren allerdings; Solon selbst soll durch diese neue Münzwährung fünf Talente**) eingebüßt haben.
b. Einteilung der Bürger. Damit nicht nur der Gebnrtsadel zu den höchsten Staatsämtern gelangen konnte, teilte Solon die Bürger nach ihrem Vermögen in vier Klassen.
*) 1 Drachme — 67^2 df.
**) 1 Talent — 6000 Drachmen.
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hören vor allem die öffentlichen Spiele*), von denen die olympischen am berühmtesten waren**).
Sie wurden alle vier Jahre in Olympia zu Ehren des Gottes Zeus gefeiert. Zu dieser Zeit war Friede im ganzen Lande, und aus allen Gegenden strömten die Menschen zum Feste herbei. Dann wurden dem „Vater der Götter und Menschen" Opfer gebracht und Loblieder gesungen. Der wichtigste Teil des Festes waren die Kampfspiele: Wettlaufen, Ring- und Faustkämpfe, Diskus- und Speerwerfen. Die Sieger wurden in festlichem Zuge iu den Tempel geführt. Hier standen zu den Füßen des Zeus die Sessel für die Kampfrichter, und auf dem „heiligen Tische" lagen die Kränze für die Sieger. Nuu wurde jeder Sieger einzeln aufgerufen. Sein Haupt wurde mit Ölzweigen geschmückt, und in die Hand erhielt er eine Palme. Während der Feier sang ein Chor heilige Lieder. Zum Schluß brachten die Sieger dem Zeus ein Dankopfer und setzten sich dann an die Tafel, wo sie vom Volke festlich bewirtet wurden.
Jeder Sieger wurde im Triumphe vou feinen Mitbürgern eingeholt. Dichter feierten ihn in Liedern, und zu Olympia wurde ihm eine marmorne Bildfäule errichtet. Ein größeres Glück konnte sich der Grieche nicht vorstellen, als in Olympia als Sieger gekrönt zu werden. Ein alter Grieche, der in seiner Jugend selbst als Sieger gekrönt worden war, brachte zwei Söhne nach Olympia zum Feste. Auch sie gewannen im Kampfspiele und erhielten Lorbeerkränze. Als sie ihren Vater erblickten, nahmen sie die Kränze ab und setzten sie ihm aufs Haupt. Alsdann hoben sie den überglücklichen Greis auf ihre Schultern und trugen ihn im Triumphe mitten unter den Zuschauern umher. Alle beglückwünschten ihn und bewarfen ihn mit Blumen. Aber der Greis vermochte das große Glück nicht zu ertragen. Er sank entseelt inmitten der Volksmenge zu Boden. — Den Zeitraum von einem Feste zum andern nannte man eine Olympiade. Die Zeitrechnung begann mit dem Jahre 776.
14. Kriege mit den perfern. 500—449 v. Chr.
1. Veranlassung. Etwa um das Jahr 500 geriet der Perserkönig Darlus mit den Griechen in Streit. Veranlassung dazu gab ein Aufstand der kleinasiatischen Ionier. Diese waren ehemals ans Griechenland ausgewandert, hatten in Kleinasien Kolonien gegründet und standen unter persischer Herrschaft. Von dieser wollten sie sich frei machen. Sie wandten sich deshalb nach Athen und baten um Hilfe, und die Athener schickten ihnen 20 Schiffe. Die Ionier eroberten nun niit Hilfe der Athener die Stadt Sardes (S. 25) und verbrannten sie.
*) Außer den öffentlichen Spielen gehören ferner dahin 1) die Orakel. Das älteste Orakel befand sich zu Dodöna, wo die Priester aus dem Rauschen heiliger Eichen den Willen des Zeus verkündeten. (Über das Orakel zu Delphi s. S. 12!) 2) die Mysterien. So nannte man die Geheimdienste zu Ehren gewisser Gottheiten. Berühmt sind die „eleufinischen Geheimnisse", b. i. der Geheimdienst zu Ehren der Demeter (Ceres). Sie wurden besonders durch einen lärmenden Feftzug von Athen nach der zwei Meilen entfernten Stadt Eleufis gefeiert. Die Mitglieder des Dienstes hatten geheime Gebräuche, die niemand von ihnen verraten durfte. 3) die „heiligen Bündnisse", die zum Zwecke religiöser Feiern oder zum Schutze von Heiligtümern geschlossen waren. So hatten sich z. B. zum Schutze des Orakels von Delphi 12 Städte verbunden.
**) Außer den olympischen Spielen gab es noch die p y t h i s ch e n, die zu Ehren des Gottes Apollo bei Delphi gefeiert wurden, die isthmischen, die auf dem Isthmus (Landenge von Korinth) abgehalten wurden, und die nemeischen, die zu Ehren des Gottes Zeus in Nemea stattfanden.
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gegen die Massageten am kaspischen Meere. Ihre Königin Tömyris bot ihm ansang- dre Hand znm Frieden. Cyrns schlng sie ans, wnrde aber bald besiegt und verlor selbst das Leben. Die feindliche Königin ließ nach der Sage seinem Letchnam den Kopf abschlagen und tauchte diesen in einen mit Blut gefüllten Schlauch, indem sie ausrief: „Nun trink dich satt am Blute, unersättlicher Barbar!"
Ii. Abendländische Wölker.
A. Dir Griechen.
5. Das alte Griechenland, seine Bewohner und deren Götter.
a. Das Land.
Griechenland, der südliche Teil der Balkanhalbinsel, wird im Osten vom agaischen, im Süden und Westen vom jonischen Meere begrenzt. Es hat eine 1° ^lche Kustenentwicklung, wie kein andres Land der Erde. Die Küsten sind von zahlreichen Inseln umgeben. Die Inseln im ägäischen Meere bilden gleichsam eine Brücke, die Griechenland mit Asien verbindet. Die Lage am Meere und besonders die reiche Gliederung der Küste weist die Bewohner auf Fischerei und Seefahrt hin.
Durch zwei Meerbusen, einen an der Ostseite, einen an der Westseite zerfällt Griechenland in drei Teile: Nord-, Mittel- und Südgriechenland.
Nordgriechenland wird durch ein Gebirge, den Pinbus, in die Landschaften Lpuuy und Thessalien geteilt. Im Norbosten lag der Götterberg Olymp.
Juach Mittelgriechenland führte von Norbgriechenlanb im Osten zwischen rlnt-^ *Q Un^ k0m ^eere bin schmaler Paß: die Therinopylen. Unter den Lanb-schaften i^ittelgriechenlanbs waren die wichtigsten: das sorgfältig angebaute Attika mit Athen, das „Rinberlanb" Böotien mit Theben, das gebirgige Phokis mit bent Parnaß, an besten Abhang das heilige Delphi lag, und das rauhe Doris.
eübgriechenlanb hing mit Mittelgriechenlanb durch die Sanbenge von Korinth zusammen. Tie wichtigste Stadt hier war Sparta am Flusse Eurotas.
b. Die Wewohner.
Die Griechen übertrafen an Bildung alle Völker des Altertums. Die Ureinwohner Griechenlanbs waren friebtiebenbe Ackerbauer und Viehzüchter. Tempel und Götterbilbniffe hatten sie nicht. Mit ihnen vermischten sich die später ein-wanbernben Hellenen. Diese waren ebeln Sinnes und hatten kriegerischen Geist. Erst bei ihnen entwickelten sich Kunst und Wissenschaft zu hoher Blüte. Der Name Hellenen würde allmählich der Gesamtname für die Bewohner Griechenlanbs.
c. Die Hotter der arten Griechen.
Die Griechen verehrten viele Götter. Diese bachten sie sich wie Menschen, jeboch viel vollkommener und mächtiger. Sie wachen, sie schlafen, sie essen Ambrosia und trinken Nektar, aber sie sterben nicht.
Die olympischen Götter.
Die zwölf höchsten Götter wohnten auf dem Olymp. Bei biesem Namen bachten bte Griechen zunächst an den höchsten Berg ihres Laubes. Doch stellten sie sich unter „Olymp" auch einen Himmel vor, der im weiten Lnftgebiete gelegen war. Dort hatten die Götter goldene Paläste und lebten wie eine Familie alle glücklich beisammen.
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seine Mitbürger schwören, daß sie 10 Jahre lang seine Gesetze nicht verändern wollten. Er hoffte, sie würden sie in dieser Zeit lieb gewinnen. Während dieser 10 Jahre hielt sich Solon im Auslande auf und kam auf seinen Reisen auch zu Krösus, dem Könige von Lydien. (S. 7.) Nach Athen zurückgekehrt, saud er seine Vaterstadt von Parteien zerrissen. Seine Bemühungen, diese zu versöhnen, waren vergeblich. Er starb in hohem Alter.
\2. Solon und Krösus.
1. Solon bei Krösus. Im westlichen Kleinasien lag das Reich Lydien
mit der Hauptstadt Sardes. Hier wohnte ein König mit Namen Krösus. Er
war unermeßlich reich und hatte so viel Geld, daß er es nicht zählen konnte.
Einst besuchte ihn, so erzählt die Sage, der weise Solon aus Athen. Diesen führte
er durch seine Schatzkammern und zeigte ihm alle seine Reichtümer, wobei sich
zwischen beiden folgendes Gespräch entspann: Krösus: „Wen hältst du für den
Glücklichsten der Sterblichen?" Solon: „Den Athener Tellns!" Krösus: „Und warum?" Solon: „Weil er wohlgeratene Söhne und Enkel gehabt hat und nach einem glücklichen Leben im Kampfe für sein Vaterland gefallen ist." Krösus: „Uud wen hältst du nach ihm für den Glücklichsten?" Solon: „Kleobis und Biton." „Und warum?" „Sie waren zwei wackere Söhne einer Priesterin, die Freude und der Stolz ihrer Mutter. Einst wollte diese zum Opfer in den
Tempel fahren. Als aber die Stiere ausblieben, die den Wagen ziehen sollten,
spannten sich die Jünglinge selbst vor den Wagen und zogen ihn in den Tempel. Zum Lohne dafür erflehte die Priesterin von den Göttern, ihren Söhnen das Beste zu schenken, was es nur für den Menschen gäbe. Da entschliefen die Söhne im Tempel und erwachten nicht wieder." Krösus: „Achtest du denn aber mich und alle meine Schätze für nichts?" Solon: „Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen!"
2. Krösus auf dem Scheiterhaufen. Einige Jahre daraus zog Cyrus gegen Krösus heran. Dieser schickte zum delphischen Orakel, um zu erfahren, was er thun solle. Der Spruch lautete: „Wenn Krösus gegen die Perser zieht, so wird er ein großes Reich zerstören." Diese Antwort gab ihm Mut. Aber er ward bald von Cyrus geschlagen und gefangen genommen. So ging der Spruch in Erfüllung, jedoch anders, als es sich Krösns gedacht hatte. Schon stand Krösus auf dem Scheiterhaufen, um den Feuertod zu sterben. Da ries er: „O Solon, Solon, Solon!" Als Cyrus nach der Bedeutung dieser Worte fragte, teilte ihm Krösus sein Gespräch mit Solon mit. Cyrus ward dadurch gerührt, schenkte ihm das Leben und nahm ihn als Freund und Ratgeber mit in sein Haus.
\5. Die olympischen Spiele.
^ Außer Sparta und Athen gab es in Griechenland noch viele andre Staaten. Jeder hatte seine besondere Einrichtung. Durch diese Zersplitterung konnte leicht das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Griechen verloren gehen. Um das zu verhindern, hatte man besondere Einrichtungen im Lande getroffen, wodurch das Bewußtsein der Gemeinsamkeit aller Griechen wachgehalten wurde. Dahin ge-
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Extrahierte Personennamen: Krösus Krösus Krösus Krösus Krösus Cyrus Cyrus Krösus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
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ganzes Haus bringen. Als nun dem Könige ein Knabe geboren wurde, ließ ihn der Vater durch einen Hirten aussetzen. Der Hirt aber hatte Mitleid mit dem Knaben, ließ ihn leben und brachte ihp an den Hof des Königs von Korinth.
2. Wie er seinen Vater erschlug. Nachdem Ödipus — so hieß der Knabe — herangewachsen war, befragte -er einmal das Orakel zu Delphi nach seiner Abkunft. Er erhielt zur Antwort: „Meide dein Vaterland, sonst wirst du Vatermord und Blutschande auf dich laden!" Ödipus meinte, Korinth sei sein Vaterland, und kehrte nicht wieder dahin zurück, sondern ging nach Theben. In einem Hohlwege begegnete ihm ein Greis. Da Ödipus ihm nicht ausweichen konnte, geriet er mit dem Alten in Streit und erschlug ihn. Es war sein eigner Vater.
3. Wie er das Rätsel der Sphinx löste und seine eigne Mutter zur Frau erhielt. Zu jener Zeit wurden die Thebaner von einer Sphinx geplagt. Das war ein geflügeltes Ungeheuer mit dem Antlitze einer Jungfrau und dem Leibe eines Löwen. Dieses Ungetüm hauste auf einem Felsen und gab jedem Vorübergehenden ein Rätsel aus: „Welches Geschöpf geht des Morgens' auf vier, des Mittags auf zwei und des Abends auf drei Beinen?" Wer das Rätsel nicht lösen konnte, den
Ödipus und die Sphinx.
stürzte sie vom Felsen in eine tiefe Schlucht. Die Thebaner vermochten nicht,
das Rätsel zu erraten. Die Königin versprach daher dem, der es löste, ihre Hand und die Herrschaft über Theben. Da hofft Ödipus, den verheißenen Lohn zu erwerben. Bei der Sphinx angekommen, löst er sofort das Rätsel. „Das Geschöpf", spricht er, „ist der Mensch. Als Kind kriecht er auf Händen und
Füßen; als Mann geht er aufrecht auf zweien, als Greis geht er auf dreien, auf einen Stab gestützt." Als das Rätsel gelöst toar,^ stürzte sich die Sphinx in den tiefen Abgrund. Die Thebaner brachten dem Ödipus die Königswitwe,
und er nahm Jokaste — seine eigne Mutter — zur Frau.
4. Wie er sich aus Verzweiflung die Augen blendete. Sein Ende. 20 Jahre regierte er sein Land. Dann brach die Pest dort ans. Der König befragte das Orakel nach der Ursache der Krankheit. Das Orakel befahl, den
Mörder des Laius aus der Stadt zu entfernen. Ödipus forschte nach dem
Mörder, und dabei erfuhr er, daß er es selber sei und daß er seine Mutter zur
Frau habe. So hatte sich des Orakels Spruch doch erfüllt. Jokaste, über diese
Thatsache entsetzt, erhängte sich, und Ödipus blendete sich aus Verzweiflung die
Augen. Seine Söhne verjagten ihn aus der Stadt, und, von seiner Tochter
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Süden und eroberten allmählich fast den ganzen südlichen Teil des Peloponnes. Aus ihrem Lager am Flusse Eurötas entstand Sparta. Die Stadt hatte keine Mauer. Ihre Bürger sollten die Maner sein. Die Eiugeboruen, die sich ihnen gleich unterwarfen, behielten einen Teil des Landes, mußten aber eine jährliche Abgabe zahlen. Man nannte sie „Umwohner", da sie im Innern des Landes und an den Küsten wohnten. Die übrigen Bewohner wurden erst nach langen Kämpfen besiegt und zu Leibeignen gemacht. Man nannte sie Heloten (Sklaven). Durch ihre Kleidung, die lederne Kappe und das Schaffell, unterschieden sie sich äußerlich von den Freien.
2. Lykurg und seine Staatseinrichtungen. Von jeher hatten die Spartaner zwei Könige gehabt. Das führte leicht zu Spaltungen. Einst brach ein Aufruhr aus, und der eine König wurde auf offenem Markte mit dem Messer erstochen. Sein jüngerer Sohn hieß Lykurg. Dieser verließ nach einiger Zeit Sparta, machte große Reisen und lernte Land und Leute kennen. Unterwegs soll er den Entschluß gefaßt haben, Gesetzgeber seines Volkes zu werden. Zurückgekehrt in seine Heimat, fragte er das Orakel in Delphi um Rat, um seinem Plane Achtung zu verschaffen.
„Als Lykurg nach Delphi zu dem Drakel kam, ließ sich die pythia, als er in den Saal trat, also vernehmen:
M Lykurgus, du kommst zu meinem gepriesenen Tempel,
Liebling des Zeus und der andern, soviel den (Olympes bewohnen.
Db ich als Gott dich begrüße, bedenk' ich mich, oder als Menschen, aber ich denke, du bist wohl eher ein Gott, o Lykurgus.
Einige sagen, Pythia habe ihm überdies noch die Einrichtungen eingegeben, die jetzt in Sparta bestehen; wie aber die Lacedämonier selbst sagen, hat Lykurg sie aus Kreta geholt." (ßerodot.)
Von den Einrichtungen, die man ihm zuzuschreiben pflegt, sind folgende die wichtigsten:
a. Rat der Alten. Den beiden Königen ließ er zwar ihre ehrenvolle Stellung, aber er schränkte ihre Macht ein, indem er den „Rat der Alten" gründete.
Dieser bestand aus 28 Mitgliedern mit den beiden Königen an der Spitze. Jeder der 28 Alten mußte das 60. Lebensjahr zurückgelegt haben. In den Händen dieses Rates lag die ganze Verwaltung des Landes. Er berief auch die Volksversammlung, an der jeder Spartaner teilnehmen durfte, sobald er 30 Jahr alt war. Sie fand zur Zeit des Vollmondes statt.
b. Länderverteilung. Um die zu große Ungleichheit des Vermögens aufzuheben, verteilte er das ganze Land so, daß auf die 9000 eigentlichen Spartaner (Spartiaten) 9000 und ans die „Umwohner" 30 000 gleiche Teile kamen. Auch wurde eine neue Verteilung der Heloten vorgenommen. Diese waren Eigentum des Staates und wurden den einzelnen Spartanern nur zur Benutzung überlassen. Niemand durfte sein Grundstück verkaufen. Das Erbe des Vaters ging auf den ältesten Sohn über. Die Heloten blieben besitzlos.
c. Stabgeld. Die Gold- und Silbermünzen schaffte Lykurg ab und führte eisernes Stabgeld ein. Dies galt nur in Sparta und machte deshalb jeden Verkehr mit den Nachbarvölkern unmöglich. Auch war es wegen seiner Größe sehr unbequem zum Aufbewahren und dazu fo schwer, daß man zum Fortschaffen von 600 Jfi>
nach unserm Gelde schon ein Zweigespann haben mußte.
d. Einfachheit und Genügsamkeit. In allen Dingen sollte die größte Einfachheit herrschen. Beim Bauen eines Hanfes durften nur Axt und Säge angewendet werden. Die Kleidung bestand aus einem wollenen Unterkleide ohne Ärmel und
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einem runden oder viereckigen Stück Tuch. In der Regel ging man barfuß; nur
im Kriege banden sich die Männer Sohlen unter die Füße. Alle Tage einmal
hatten die Männer ein gemeinschaftliches Mahl auf dem Markte. Das Hauptgericht
dabei war die „schwarze Suppe", die aus Blut und Schweinefleisch bestand und nur mit Essig und Salz gewürzt war. Davon mußte jeder eine bestimmte Portion essen. Einst kostete ein auswärtiger König das Mahl. Mau fragte ihn, wie es geschmeckt habe. „Nicht gut,“ antwortete er. „Das glaube ich wohl," sagte der Koch, „denn es hat an Gewürz gefehlt: an Arbeit, Hunger und Durst. Das ist die Würze des Mahles für die Spartaner."
6. Erziehung der Jugend. Die Kinder sah Lykurg als Eigentum des Staates au. Darum hatte nach ihm der Staat das Recht, sie zu erziehen. Vor allem kam es ihm darauf an, sie kräftig und gewandt zu machen und zum Gehorsam zu gewöhnen. Schwächliche oder mißgestalte Kinder wurden gleich nach der Geburt in eine Felsschlucht geworfen, wo sie verhungern mußten.
Die Knaben blieben bis zum siebenten Jahre bei der Mutter, dann kamen sie in öffentliche Erziehungsanstalten, wo man sie streng beaufsichtigte. Hier wurden Übungen im Laufen, Springen, Ringen, Speer- und Diskuswerfen vorgenommen und Waffentänze aufgeführt. Zur bessern Überwachung wurden die Knaben in Abteilungen (Riegen) geteilt, bereu Übungen ältere Knaben leiteten. Ihre Kleidung war einfach. Sie gingen barfuß und trugen ein leichtes Oberkleid, das sie bei den gymnastischen Übungen ablegten. Die Nacht verbrachten sie auf hartem Lager. Sie schliefen auf Heu ober Stroh oder auf Schilf, das sie sich selbst aus dem Flusse Eurotas geholt hatten.
Täglich mußten sie im Eurotas baden. Ihre Kost war so kärglich, daß sie kaum satt wurden. Das Stehlen war ihnen als Übung in der Kriegslist erlaubt. Wer sich aber dabei ertappen ließ, wurde mit Geißeln blutig gepeitscht. Dies geschah auch jährlich einmal mit allen Knaben im Tempel der Artemis. Dabei dursten sic
keinen Laut hören lassen, ja, nicht einmal die Miene
verziehen. Manche sanken ohne Klagelaut tot nieder.
Lesen und Schreiben lernte der spartanische Knabe
nicht, wohl aber Gesang und Flötenspiel. Den Alten
mußte jeder junge Spartaner die größte Achtung erweisen. Trat ein Greis ein, so mußte der Jüngling
ausstehen; wurde er gefragt, so mußte er eine kurze
und bündige Antwort geben. (Eine solche Antwort nannte man eine „lakonische", von Lakonien, der Lanbschast, worin Sparta lag.) Außerbem hatte jeber Erwachsene das Recht, einen ungezogenen Buben auf der Straße zu züchtigen. Um die jungen Spartaner mit Abfcheu gegen die Trunkenheit zu erfüllen, führte man ihnen, wie erzählt wirb, betrunkene Sklaven vor.
Auch die spartanischen Mäbchen und Jungfrauen würden angehalten, gymnastische Übungen zu betreiben. Ihr Körper sollte bnburch gestählt, ihr Sinn
Standbild eines spartanischen Mädchens als Siegerin im Wettlaufe.
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